Fragen der Journalistin Rosemarie Kappler zur Standortbestimmung des Chores

Wo sehen Sie heute den Schubert-Chor?


Wenn wir unseren Standpunkt heute definieren wollen, ist es hilfreich, einen Blick zu den
Anfängen und vielleicht noch weiter zurückzuwerfen. Dass ausschließlich Männer sich in einem
Chor zum Singen in einem Verein organisierten, kam eigentlich erst in der Zeit der Romantik
auf. Wichtig war hier vor allem die Vereinsstruktur, was deutlich auf die zugrunde liegenden
soziokulturellen Aspekte, mitunter auch sozialpolitischen Strömungen (Arbeitergesangvereine)
der Bewegung hinweist. In den Weltkriegen wurden die Zahl der Sänger immer wieder
dezimiert, aber zuletzt nach dem 2. Weltkrieg erlebte das Männerchorwesen doch eine erneute
Blüte. In der Gründungsgeschichte unseres Chores ist es bemerkenswert, dass Karl Lambert
aus Frustration über das in Vereinsritualen erstarrte Männerchorsingen eine kleine Schar
Gleichgesinnter als „Schubertquartett" um sich scharte, um ausschließlich den musikalischen
Aspekt des Singens in den Vordergrund zu stellen, dem sich alles andere unterzuordnen hatte.
Dies wurde quasi die Arbeitshypothese des Chores, die sich bis heute unverändert erhalten hat.
Und so steht der Chor heute für engagiertes Leistungssingen, das Reisen und
Gemeinschaftliches nicht ausschließt, aber immer unter die Ägide des Musikalischen stellt.


Welche Bedeutung hat er aus Ihrer Sicht für Bexbach und darüber hinaus?


Der Chor hat nach seiner Umbenennung schon immer Wert darauf gelegt, nicht Schubert-Chor
zu heißen, sondern "Bexbacher Schubert-Chor", obwohl viele Sänger auch aus anderen
Ortschaften kamen, aktuell sogar die Hälfte. Insofern ist dies ein Statement, dass wir uns als Teil
unserer städtischen Kultur begreifen und als Kulturbotschafter unserer Stadt unterwegs sind.
Auch unsere regelmäßig in Bexbach stattfindenden Konzerte ziehen Besucher nicht nur von
nah, sondern zahlreich auch von fern in unsere Stadt, so dass wir auch ein bisschen Marketing
für Bexbach betreiben. In Bexbach haben wir eine treue Zuhörerschaft und so sehen wir uns
auch als einen Träger kulturellen Schaffens in Bexbach.


Wo sehen Sie die Stärken dieses reinen Männerchores, von denen es immer weniger
gibt?


Die Stärken dieses Chores ergeben sich aus seiner Geschichte: Durch den Verzicht auf
„Vereinsmeierei" und Konzentration aufs Musikalische gelang es damals schon Karl Lambert,
leistungsorientierte und leistungsstarke Sänger an sich zu binden. Das ermöglichte ihm und
insbesondere seinem Nachfolger, Literatur in Angriff zu nehmen, die einem durchschnittlichen
Männerchor verschlossen bleibt. Waren es anfangs noch original für Männerchor geschriebene
Stücke, kamen im Laufe der Jahre fast ausschließlich für den BSC bearbeitete Werke aus
anderen gesanglichen Sparten ins Repertoire, was auf die zweite Stärke unseres Choes
verweist, nämlich über einen Chorleiter zu verfügen, der die musikalische Fähigkeiten besitzt,
solche Arrangements seinem Chor auf den Leib zu schneidern. Dadurch wurde es möglich, dass
der BSC exclusiv Stücke zum Vortrag bringt, die als solche noch nirgendwo zu hören waren.
Auch versuchen wir, die alte Tradition fortzusetzen und immer wieder Sänger aus unserer Mitte
solistisch zu motivieren.


Gibt es aktive Werbemaßnahmen um neue Stimmen?


Ja, die gibt es. Wir versuchen auch, in Social Media präsent zu sein, aber letztendlich wurden
die leider spärlichen Neuzugänge über persönliche Bekanntschaften und Ansprachen
gewonnen.


Aus Anlass des 60. Jubiläums hatten Sie ein Musical einstudiert. Ist ein solcher Kraftakt
noch heute zu stemmen? Vielleicht zum 75sten?


Wir besitzen glücklicherweise noch einen größeren Anteil vergleichsweise jüngerer Sänger und
die älteren machen den Altersnachteil wett durch besonderes Engagement und Erfahrung. Frei
à la Kaiser Franz: Schaun mer mal.

Druckversion | Sitemap
© Bexbacher-Schubertchor